Peter Ostry hat geschrieben: ↑05 Apr 2018 - 17:31
Geheimagent hat geschrieben: ↑05 Apr 2018 - 14:57
Schade finde ich, dass ich den TDR Kotelnikov nicht gegen den DS-1 getestet habe
Das wäre schade um die Zeit gewesen. Der Kotelnikov ist ein ganz anderes Tier als der Weiss. Die kleine Version ist ein mehr oder weniger normaler Kompressor, der mit vielen anderen vergleichbar ist, sehr guten Klang bietet, halbwegs willig reagiert und die Präzision weniger wichtig nimmt. Allerdings mit hervorragendem Preis/Leistungsverhältnis. Abgesehen von dem unnötigen Equal-Loudness-Programmiererspielzeug.
Die Features des Kotelnikov GE wiederum interessieren kaum für Mastering. Generierung von Harmonischen (Yin/Yang), dynamikabhängige Geschwindigkeit (Inertia), der dynamische Equalizer (FDR) und die zwei Pfade für getrennte Peak/RMS Releasezeiten (hat der kleine auch) sind eher kreative Werkzeuge. Wer da hinklickt, der hat was vor und das heißt bestimmt nicht "Präzise Abstimmug des Mixes auf das Ausgabemedium".
Also wozu vergleichen? Auf einer Geige kann man wie auf einer Gitarre spielen, aber niemand kommt auf die Idee, die beiden zu vergleichen.
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Ich verwende meistens einen von sechs Kompressoren:
Vielseitigkeit und Reparatur: BlueCat Dynamics (€ 150)
Brot und Butter: TDR Kotelnikov GE (€ 40) ohne die Spezial-Features
Charakter und Angriffslust: elysia mpressor (€ 160)
Präzision: Sonoris Mastering Compressor (€ 200)
Weich und schön: elysia alpha (€ 240)
Schnelligkeit: Hardware, BSS DPR 402 (ca € 300-400 gebraucht)
Wie man sieht, habe ich eine andere Einteilung als gut oder schlecht, abgesehen von einer notwendigen Grund-Qualität geht es um Anwendung und typische Eigenschaften. Für einen Weiss DS1 ist kein Platz bei mir. Mit Mastering hab ich nichts am Hut und einen Sonoris müsste das Weiss Plugin schon deutlich übertrumpfen, was es vermutlich nicht tut, weil "deutlich" in dieser Qualitätsklasse kein Attribut mehr ist und ich die Feinheiten sowieso nicht hören könnte.
Doch würdest du, bin ich mir sicher. Ich hatte übrigens auch gerade wieder meinen good old trusty Sonoris wiedergefunden und mich sehr an ihm erfreut (ich benutze aber allgemein wenig Kompression, und eher selten digitale), leider ist nun der DS1 zwischen uns gegrätscht und der Sonoris, wie auch der TDR zurück in die Mottenkiste gewandert. Der Weiss passt klanglich sehr guten zwischen meinen analogen VCA und den VariMu (und das empfinde ich schon höchst erstaunlich für ein PlugIn). Der Sonoris ist halt flexibel einsetzbar als Reparaturwerkzeug bei starker Disbalance im Mix. Den TDR mag ich, weil manchmal was tightes mitgeben kann. Leider verfolgt mich bei dem immer diese typische subtile klangliche TDR-Klangsignatur (es wird übrigens demnächst ein update geben).
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Ich erwarte, dass wir in nächster Zeit noch mehr teure Mastering Plugins sehen werden. Masteringleute überlegen zunehmend, Hardware durch Software zu ersetzen. An mir wird das vorbeigehen, aber wer sich in dieser Abteilung bewegt interessiert sich für Plugins, die ihm die Leistung der Hardware für einen Bruchteil der Kosten versprechen. Es wird auch viele Käufer geben, die erwarten, dass sie mastern können, wenn sie nur die richtigen Plugins reinschieben. Die braucht man, sonst wären die Preise viel höher.
Ich glaub um aufwendigen Recall analoger Geräte reißt sich niemand. Aber bis man zumindest die klangästhetische Signatur von Class A, Trafos, Röhren etc vernünftig digital nachbilden kann, wird noch viel Zeit vergehen. Der Port eines digitalen Codes, wie beim DS1, ist dagegen wohl ne eher leichte Übung (wenn auch hier leider nicht 100% sauber geglückt). Allerdings gibts ja neben dem Weiss-Sachen schon gar nicht mehr sehr viel digitales Masteringgear (TC fällt mir ein...).
Ein anderes Thema ist die Bedienung. Solange es da für PlugIns keine vernünftige (heisst immer spezialisierte Lösung gibt) hat HW nach wie vor Berechtigung. Mit der Maus auf optisch lebensechten GUIs rumzuklicken, den Blick immer am Bildschirm ist einfach ein komplett anderes arbeiten als quasi Blind an echten Reglern zu drehen. Das wirkt sich auch zwangsläufig aufs Ergebnis aus, so oder so. Mein Bildschirm steht zB so, daß ich bewusst nicht im abhörtechnischen Sweetspot sitze (TFT zwischen den Speakern halte ich für eine ganz schlechte Idee). Dh meine "digitale Bearbeitung" ist von meiner "analogen" nicht nur zeitlich, sondern auch örtlich getrennt. Klar, nicht streng, aber doch so, daß sich jeweils ein eher eigenständiges Arbeiten ergibt. Solange es dafür digital keine anständigen Lösungen gibt (in der Konsequenz landen wir dann wieder bei den Weiss HW Geräten), ist Hybrid einfach sinnvoller zu arbeiten. Denn jeder der ehrlich zu sich ist; arbeiten am Bildschirm hat auch immer Auswirkungen auf Hören. Entscheidungen werden sehr viel mehr vom Gesehen beeinflusst. In letzter Konsequenz führt das dazu, daß Leute blinkenden TFTs mehr vertrauen als ihrem Monitoring (ist ja teilweise auch schon verbreitete Tatsache), gerade wenn der Aufstellung der Bildschirme mehr Priorität eingeräumt wird als der der Speaker (wie leider an sehr sehr vielen Audio-Arbeitsplätzen).
Ich persönlich verbringe meist mehr Zeit im AB-Vergleich (bearbeitet/unbearbeitet) als mit den tatsächlichen Einstellungen meiner PlugIns. Letzteres findet eher ausserhalb des Sweetspots statt, ersteres aber immer im und ohne Blick auf einen Bildschirm. Für mich ein sehr essentieller Bestandteil meiner Methodik, gerade wegen der (deutlich) minimierten Gefahr sich dauernd selbst zu bescheißen.. Und Selbstbeschiß ist ja sowieso das mit Abstand größte Problem im Audiobereich, egal ob digital oder analog.
