Beurteilung Gitarrensound

[Mahonie81]

Ich habe einen Gitarristen aufgenommen und der ursprüngliche Plan dabei war, dass wir wegen der Lautstärke eine Silentbox verwenden und später das ganze nochmal Re-ampen. Die Aufnahmekette sah dabei so aus:

Gibson LesPaul Standard --> Engl Invader --> Silentbox mit Vintage30 Speaker --> Shure SM57 Beta --> Focusrite ISA one --> SSL Alphalink

Ich als Hobby-recordler bin mit dem Ergebnis eigentlich schon zufrieden und kann mir gerade nicht so recht vorstellen, in wie weit das Re-ampen über eine normale 2x12er Box das Ergebnis verbessert.
Es wurde hier ja schon öfters über den Klang von Gitarrenboxen geschrieben, deshalb würde mich mal interessieren, ob ihr in der Aufnahme jetzt irgendwas hört, was den Klang als Silentbox-Aufnahme entlarvt und ihn minderwertig klingen lässt.

Zum anderen bin ich mir bei Dopplungen nie sicher, wie akkurat muss es sein, wenn von akkuraten Dopplungen gesprochen wird. Ist diese Dopplung ausreichend genau?

http://adobe.ly/1r7S0Pr

[Tim]

Hast du das Gitarrensignal auch noch mal zusätzlich clean aufgenommen?
Das brauchst du ja zum reamping.

[Mahonie81]

Ja klar, der ISA one hat dafür extra nen DI in/out + Amp out, die parallel zum Mic Pre verwendbar sind. EInzig blöd ist, das die DI Minimum 10db Verstärkung macht, da muss man bei ner les Paul ganz schön aufpassen dass der wandler nicht clippt.

Zum re-ampen würd ich über ne selbstgebaute Re-Amp box gehen, dann wieder in den den engl, in die richtige engl 2/12er box, würde die vermutlich mit sm57 und md421 abnehmen und für die Mikros 2 API Clones nehmen.

[Tim]

Ok, das war im oberen Betrag nicht ganz ersichtlich.
Ich würde einfach mal probieren. Ich denke man kann den Gitarrensound erst im Mix richtig beurteilen.
Kommt die Gitarre gegen die anderen Instrumente gut durch, usw.

[Rolle]

das einzige, das für mich für ein reampen spricht ist die Tatsache, dass man die Gitarren dann besser im Mix platzieren kann - sofern man dies zu einem Zeitpunkt erledigt, wo man die Platzierung beurteilen kann.
Gerade Rockgitarren klingen für ich am besten, wenn man Git, Bass und drums gemeinsam aufnimmt. Durch die gezielten Übersprechungen wird alles perfekt platziert. Das geht aber nur in einem richtig guten Raum mit sehr kleinem Hallradius sonst klingts schnell raumig.
Hat man den Raum nicht, ist ein reampen der Gitarren ein gutes Mittel zu Platzierung. Man kann mit der Lautstärke und Mikrofonplatzierung/Abstand experimentieren und so den genutzten Raum perfekt ansprechen.

EDIT: grad mal reingehört. Ich bin jetzt ehrlich: gefällt mir nicht. Das klingt nicht nach Rock-Gitarren. Der Sound ist zu kratzig, es ist raumig (im negativen Sinn) und unnatürlich. Aber vielleicht willst du das ja so und ich bin einfach zu oldschool... Mir fehlen hier die Eier, der Dreck... Liegt wahrscheinlich am Raum und an der Aufnahme.

[Axel]

..klingt doch schon nach Gitarre. Und für meinen Geschmack auch sehr lebendig, schon mal gut. Timing der Doppelung ist für die vermutete Richtung ausreichend. Wenn du's besser haben willst: Vorm Re-Amping beide DI-Signale im Logic mit Flex-Time aufeinander ziehen, ohne alles tot zu machen. Referenz dafür sollten zufriedenstellende Kick/ Snarespuren sein. Braucht etwas Übung :)
Bin persönlich kein Fan vom Amp-Sound, ich hör da einen Rasierapparat... ist aber Geschmacksache. Reamping über 2x12 oder 4x12 würde ich in diesem Fall nur machen, wenn du richtig laut aufnimmst. So, dass das Material an Grenzen kommt und zum Sound beiträgt: Endstufe pumpt, Cabinets klappern. Kommt aber auch auf's Material an und ob man es mag.

[Mahonie81]

Ok, scheint so, als müsse ich doch re-ampen.

EDIT: grad mal reingehört. Ich bin jetzt ehrlich: gefällt mir nicht. Das klingt nicht nach Rock-Gitarren. Der Sound ist zu kratzig, es ist raumig (im negativen Sinn) und unnatürlich. Aber vielleicht willst du das ja so und ich bin einfach zu oldschool... Mir fehlen hier die Eier, der Dreck... Liegt wahrscheinlich am Raum und an der Aufnahme.

Also wie gesagt, es ist ja mit einer Silent-Box aufgenommen. Heißt da is ne geschlossene Holz-Kiste, in der in der Hälfte, abgetrennt ein Lautsprecher sitzt und das Mikro direkt an der Membran. Deswegen frage ich mich jetzt, ob dadrin, der Raum hörbar sein kann den du meinst oder ob es der ENGL Sound an sich ist, den du da als negativ empfindest. Der ENGL in Kombination mit den Vintage30 Speakern hat nen sehr mittigen Sound, anders als zum Beispiel Marshalls, die eher in den Höhen quäken.

Ich nehme an mit Eier und Dreck meinst du vermutlich wirklich Klang, der von Raummikros kommt oder? Das wird bei uns schwierig. Aber wenn du schreibst, dass du vielleicht zu Oldschool bist, heißt das dann, dass du generell eher ne Abneigung gegen die ganzen modernen Rock Sachen hast?

[alexander]

klingt nach gitarre. ich finde das tadellos, da kann man definitiv was draus machen. den kleinen raum in der box hört man schon, aber imo ist das durchaus nicht negativ. wenn du noch näher rangegangen wärst mit dem mic, um es noch direkter zu kriegen, würde das ganze imo unnatürlich (sprich: rasierapparat). so vermittelt mir das ganze das gefühl eines lauten amps in einem eher kleinen raum, und das war ja der plan denke ich. kann man damit arbeiten.

[Rolle]

wow - das klingt also nach Gitarre

mir kommt das manchmal vor wie Kartoffelpüree aus Tüten. Wer damit aufwächst meint wohl, das muss so sein...

Mit geht es auch nicht um persönlichen Geschmack (Amp, Gainwerte am Amp, Klangeinstellungen, Wahl der Gitarre, etc).

Bei Rockmusik möchte ich vermittelt bekommen, dass da eine/r steht, den Amp aufgerissen hat und spielt.
that's all...

Schmeiß die silentbox auf den Gearhaufen wo auch das andre Zeug steht, das man mal unsinnigerweise angeschafft hat und nimm die Gitarren richtig auf. Wenn du den passenden Raum dazu nicht hast, dann miete dich doch in einen entsprechenden Raum für nen halben Tag ein. Mir wär es das wert.
Das raumige kommt natürlich von der Box. Denk mal drüber nach - kommst sicher drauf, warum :)
Tipp: Immer wenn ich von raumig rede, dann meine ich einen unnatürlichen Raum der durch schnelle Erstreflektionen entsteht. Mikrofone hören anders als unser Ohr.

EDIT: hier zur Erklärung eine backing Aufnahme aus meinen Produktionen.
drums, bass und Git1 live aufgenommen. Alle Amps (auch Bass) in einem Raum. Keine Trennwände. zweite Gitarre dann direkt danach.
Ist natürlich ein andrer style aber das tut meines Erachtens nichts zur Sache.

Ich lass das kurz auf public stehen, schalte es aber heute abend wieder auf private.

https://soundcloud.com/augeohr/san-fran ... -playalong

[alexander]

gefällt mir sehr gut, deine gitarre, rolle. allerdings, dein schlagzeug...klingt nach schlagzeug. da stimmt ja wohl einiges in der mischung noch nicht, vor allem wenn die gitarre so klingt wie sie es nunmal tut - du müsstest imo da mit viel mehr räumen auffahren, um mithalten zu können. finde den raum auf der gitarre sehr angenehm und passend für die nummer, die drums passen halt nicht dazu und sind viel zu trocken. das klingt überhaupt nicht wie im selben raum aufgenommen. hattest du da raummics am start?

trotzdem bleib ich dabei, dass das erste beispiel durchaus brauchbar ist. bzw. sein kann, je nach kontext. aber nein, so ein klassisches rock-feeling wie in deinem beispiel ist damit nicht hinzukriegen, bzw. bestenfalls näherungsweise, da stört dann tatsächlich der kleine raum der box...sehe es aber so, dass durchaus ein musikalischer kontext denkbar ist, wo das sinnvoll wäre.

[Peter Ostry]

Ich dachte, die Silent Box wäre nur als Demo gedacht, damit wir hören wie es ungefähr werden soll? Die weiter zu verwenden bringt höchstens eine mittelmäßige Gitarrenimitation. Kommt jedenfalls klanglich nicht an ordentliches Reamping mit Luft heran.

EInzig blöd ist, das die DI Minimum 10db Verstärkung macht, da muss man bei ner les Paul ganz schön aufpassen dass der wandler nicht clippt.

Autsch, der Gitarrist wird schon emotional bechnitten, bevor die Sache in der Kiste ist. Mach das nicht. Gib einen Dämpfer dazwischen, der Mensch muss spielen können.

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Folgende Methode bewährt sich bei mir: Spielen wegen des Feelings mit einem Ton, der dem fertigen so ähnlich wie möglich ist. Auch wenns Kopfhörer sind, aber bei E-Gitarre monitore ich laut. Aufnehmen clean. In der DAW wenn nötig korrigieren, dann mit Ampsimulation hinbiegen, wieder möglichst ähnlich. Pre-Mix fertig machen. Ampsimulation wegschmeißern und mit der richtigen Lautstärke und Mikroposition usw. reampen wie der Mix befohlen hat. Die paar Minuten für 2-3 Takes muss der Nachbar aushalten. Bei Bedarf einen Submix über die Boxen mit abspielen, um zumindest einen einseitigen realen Bleed mit anderen Instrumenten zu erzeugen.

Eventuell eine Einschränkung: Ich bin nicht in der High-Gain Ecke zuhause.

[Mahonie81]

..klingt doch schon nach Gitarre. Und für meinen Geschmack auch sehr lebendig, schon mal gut.

klingt nach gitarre. ich finde das tadellos, da kann man definitiv was draus machen.

wow - das klingt also nach Gitarre

mir kommt das manchmal vor wie Kartoffelpüree aus Tüten. Wer damit aufwächst meint wohl, das muss so sein...

Die Meinungen gehen weit auseinander, aber schätze euch alle drei als sehr Kompetent ein und mit ausreichend Erfahrung, um das zu beurteilen.
Rolle deine Aufnahme klingt wirklich saugut. Kann man nix gegen sagen.

Schmeiß die silentbox auf den Gearhaufen wo auch das andre Zeug steht, das man mal unsinnigerweise angeschafft hat und nimm die Gitarren richtig auf.

Die Box hat schon noch ihre Berechtigung. Es ist bei uns mittlerweile zeitlich echt ne Katastrophe überhaupt irgendwas zu machen, da werden Kinder gezeugt, Häuser gebaut usw. Von daher bin ich schon froh, wenn man ohne große Planung aufnehmen kann wenn's sich zeitlich ergibt. Fürs Re-Ampen kann man sich ja dann mal nach nem Raum umgucken. Vermutlich probiere ich es auch im Proberaum, da kann man ordentlich aufdrehen. Die jetzigen Aufnahmen entstanden halt im Wohnhaus.

Ich war bisher ja auch immer ein Freund von Amp-sims, aber jetzt im direkten Vergleich stinkt Amp-simulation gegen echten Amp mit Silentbox schon mal ab.

Autsch, der Gitarrist wird schon emotional bechnitten, bevor die Sache in der Kiste ist. Mach das nicht. Gib einen Dämpfer dazwischen, der Mensch muss spielen können.

Es ging im Song 3 mal das rote Lämpchen an, das waren aber so feine Attacks, dass man kein Knacksen hört. Dem Gitarrist hab ich davon nichts gesagt, der hat gespielt wie immer, (als wenn sowas nen Gitarristen interessiert ) Ich lasse mir aber da irgendwas löten was 10db absenkt.

Im Moment geht's erstmal nur um einen Song, aber wenn der gut wird, wird's ein ganzes Album.

[Rolle]

in deinem Proberaum zu reampen könnte auf alle Fälle eine guter Plan sein.

@alexander: ich denke, hier werden wir uns nicht einig.
In der geposteten Aufnahme sitzt schon alles exakt dort wo es sitzen soll, damit das nachher ordentlich föhnt. Ich vermute schwer, dass mir die Aufnahme nicht mehr gefallen würde, wenn du das ändern würdest, was du da gerade beschrieben hast :)

[sonor]

Danke Rolle fürs freischalten......so muss Rock
ich denk mal das ist eher so ein Generationen - Ding

[JP_]

Danke Rolle fürs freischalten......so muss Rock

...und ich kann geradenicht reinhören...