EQing professioneller Vocal-Mixes

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hanksinclair
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EQing professioneller Vocal-Mixes

Beitrag von hanksinclair »

Wenn ich mir professionelle Vocal-Abmischungen anhöre, wundere ich mich immer wieder über den Frequenzgang, der den Leadstimmen "aufgesetzt" wird:

Da sind kaum noch Bass-Anteile enthalten, die meisten Sänger hören sich an, wie sich früher Telefonverbindungen angehört haben ... fast nur Mittellagen.

Ja, ich weiß, eine etwas übertriebene Darstellung - und ja, ich weiß, dass sich die Stimme nur dann in den Mix einfügt, wenn der untere Frequenz-Bereich gedämpft wird - ABER: da gehen doch wesentliche Eigenschaften der Stimme des Sängers verloren - für mich klingt das dann, als hätte man den Charakter der Stimme des Sängers geopfert, damit der Mix konsistent wird.

Ein Beispiel? Budapest von George Ezra.
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felusch
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Re: EQing professioneller Vocal-Mixes

Beitrag von felusch »

The evolution of the Schrillnesswar:

Phase 1: Obertöne lauter machen aber Pegel bleibt unter Grundtönen und Formanten
Phase 2: Obertöne und Formanten sind gleich laut ...flat spectrum style
Phase 3: Obertöne liegen 10dB über den Grundtönen und Formanten
Phase 4: Obertöne, Formanten und Grundtöne werden separat bearbeitet und mit Effekten versehen

....wir stecken in Phase 3 fest ...noch ein bischen Geduld ....bald ist es vorbei
...in der Zwischenzeit einfach Radio abschalten

Als Produzent gibt es nur 3 Optionen:

mach es wie gestern
mach es wie heute üblich
definiere Deine Vision von morgen.


ich bin ganz bei Dir ...ungefähr so
Bahn + Smartphonelautsprecher = Taxi
Klamottengeschäft + Dreckslautsprecher auf Knallgas = Internethandel
Allgegenwärtige Beschallung mit schlechter Einheitsmusik in schlechter Übertragungsqualität = Filme und Spiele
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Rolle
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Re: EQing professioneller Vocal-Mixes

Beitrag von Rolle »

ich kann mir das aktuelle Pop Zeugs ebenfalls nicht anhören...

Wobei man es nicht verallgemeinern darf, denn es gibt im Moment doch deutlich mehr gute Musik und Aufnahmen als je zuvor. Man findet sie nur nicht da, wo man nicht suchen muss.

es gibt Stile, wo ich die extreme Beschneidung der Stimme ziemlich geil finde. Zum Beispiel bei manchen Aufnahmen von Hanne Hukkelberg. Aber das hat auch nichts mit dem zu tun, was hier beschrieben wird :-)
es ist ein einfach ist das
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Stephan S
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Re: EQing professioneller Vocal-Mixes

Beitrag von Stephan S »

Neulich im Radio bei der Besprechung des neuen Dillon Albums "Kind" fanden sie es toootaaal innovativ dass sie ein Stück ins iPhone gesungen hat...
Das Album ist trotzdem recht gut.
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Peter Ostry
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Re: EQing professioneller Vocal-Mixes

Beitrag von Peter Ostry »

Die Entwicklung war vorhersehbar und es wird noch schlimmer. Seit Jahren wird überall erzählt, dass man überall als Erstes die Tiefen abschneidet. Danach wurde erzählt, dass man die Höhen dort herausarbeiten muss, wo man sie nicht mehr hört. Die Leute, die mit diesem Blödsinn aufgewachsen sind, mischen jetzt die aktuelle Musik.

Stimme bei x Hz abschneiden und bei x kHz anheben. Bass bei x Hz abschneiden, bei x Hz anheben, dann absenken und bei 1,x kHz einen schmalen Peak. So geht man alle Elemente durch und die Club- und Ohrstöpselhörer geben der Entwicklung recht.

Nun geht es so weiter:
Man legt fest, welche Klanggruppen wo beschnitten und wo die Frequenzen übertrieben werden. Daraus entsteht ein System, das sich für automatische Verarbeitung eignet. Diese ist eine Voraussetzung für automatisches Mischen, das schon lange als Wunsch herumgeistert. Mit einem Klassifizierungssystem, Frequenzlego und standardisierter Dynamikbearbeitung rückt die Erfüllung dieses Wunsches immer näher. Dazu kommt, dass man nur mit Mainstream Geld verdienen kann. Innerhalb der sich langsam ändernden Trends muss immer alles gleich sein.

Die Musik wird keinesfalls schlechter, ganz im Gegenteil. Wenn der Magnet des selbstverständlichen Geldverdienens verloren geht, pfeifen viele geborene Musiker überhaupt drauf und spielen was und wie sie wollen. Was früher nur Jazzer und Experimentelle gemacht haben, wird zur Selbstverwirklichung aller Unangepassten. Manchmal bekommen wir das zu hören und oft ist es sehr gut.
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Re: EQing professioneller Vocal-Mixes

Beitrag von Geheimagent »

Stephan S hat geschrieben:Neulich im Radio bei der Besprechung des neuen Dillon Albums "Kind" fanden sie es toootaaal innovativ dass sie ein Stück ins iPhone gesungen hat...
Das Album ist trotzdem recht gut.
Das wurde von Streisand in der Sound On Sound schon letztes Jahr erwähnt, dass sie das gemacht hat.

Wenn so nicht gemischt werden würde würde man wohl einiges von der Musik nicht hören, oder der Sänger geht unter. Aber das ist doch nicht erst seit gestern so.
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Peter Ostry
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Re: EQing professioneller Vocal-Mixes

Beitrag von Peter Ostry »

Doch, das Beschriebene ist erst seit gestern so. Vorher hat man den Bass nicht eigenständig als Fundament behandelt und wollte auch nicht die Stimme in die Musik hineindrücken. Die starken Beschneidungen passieren erst, seit man versucht dem derangierten Lärm Klarheit zu geben. Mach einen Beat, pump den Bass rein, sing dazu und schneide alles weg was einander im Weg ist. Vielleicht deshalb mehr Schlager? Die sind wenigstens nicht so verbaut.
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Re: EQing professioneller Vocal-Mixes

Beitrag von Geheimagent »

Peter Ostry hat geschrieben:Doch, das Beschriebene ist erst seit gestern so. Vorher hat man den Bass nicht eigenständig als Fundament behandelt und wollte auch nicht die Stimme in die Musik hineindrücken. Die starken Beschneidungen passieren erst, seit man versucht dem derangierten Lärm Klarheit zu geben. Mach einen Beat, pump den Bass rein, sing dazu und schneide alles weg was einander im Weg ist. Vielleicht deshalb mehr Schlager? Die sind wenigstens nicht so verbaut.
komische habe ich aber schon vorgestern und vor einer Woche auch gehört.
Es kommt wohl auch noch auf die Musik-Richtung an. Beim Pop fällt mir oft häufig auf, das Drums und Bass richtig laut aufgepumpt sind, und daneben die Stimme genauso laut, der Rest der Instrumentation geht irgendwo unter. Bei einigen Metal-Sachen da trommeln sich die Schlagzeuger zu Tode, und Du hörst vom Schlagzeug kaum was nur laute Gitarren und den Sänger. Manchesmal denke ich so würde ich nicht mischen.
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Re: EQing professioneller Vocal-Mixes

Beitrag von Saxer »

Wir haben vor ein paar Jahren schon mal Sachen mit dem iPhone4 aufgenommen, aber eher aus praktischen Gründen... ein Kind hat mitgesungen von zuhause aus mit der Mama (die Mama in dem Fall auch Sängerin). Das klang erstaunlich gut, hat sich aber als komplett nachbearbeitungsresistent rausgestellt. EQ drauf, Höhen rein und... Hä? Falschen Kanal gewählt? Bypass? Nee, da sind keine Höhen drin, die man anheben könnte. Nix! Ein verblüffender Effekt. Die aktuelle Technik entscheidet, welche Frequenzen wir brauchen und welche nicht. Naja, mit Exiter gings dann halbwegs.
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Re: EQing professioneller Vocal-Mixes

Beitrag von Geheimagent »

Saxer hat geschrieben:Wir haben vor ein paar Jahren schon mal Sachen mit dem iPhone4 aufgenommen, aber eher aus praktischen Gründen... ein Kind hat mitgesungen von zuhause aus mit der Mama (die Mama in dem Fall auch Sängerin). Das klang erstaunlich gut, hat sich aber als komplett nachbearbeitungsresistent rausgestellt. EQ drauf, Höhen rein und... Hä? Falschen Kanal gewählt? Bypass? Nee, da sind keine Höhen drin, die man anheben könnte. Nix! Ein verblüffender Effekt. Die aktuelle Technik entscheidet, welche Frequenzen wir brauchen und welche nicht. Naja, mit Exiter gings dann halbwegs.
Ich war erstaunt, als ich das von Streisand gelesen habe. Wenn ich was damit aufnehme, dann finde ich das bei weitem nicht so gut, wie mit irgendeinem vernünftigen Kondensatormikro. Da kann man überall noch drehen. Aber mit dem iPhone oder iPad kann man das irgendwie nicht vergleichen. Ich sage mir dann lieber vernünftig noch mal aufnehmen. Und gerade bei solchen Stimmen, ob man sie jetzt nun mag oder nicht kann ich mir nicht vorstellen, dass man da an ein vernünftiges Konden.Mic rankommt. Selbst bei meinem Zoom H4 klingt das massig besser. Wenn ich da noch nachbearbeite klingen die Sachen immer hinterher gut.
Aber wer weiß, was die für geheime Raketentechnik einsetzen.
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