Songwriting wie geht ihr vor?

[michi909]

Hallo,würde gerne wissen wie ihr den Ultimativen Workflow bekommt,wo fangt ihr an?wie macht ihr weiter ?... Ich mache elektronische Musik meist Techno und hab mich die letzten Jahre meistens damit beschäftigt mein kleines Studio zusammenzustellen,mein System zu Konfigurieren und meist einzelne Loops mit mehreren Spuren zu bauen ..nun will ich mich jetzt damit beschäftigen einen Song zu bauen ..mir fällt es oft etwas schwer am nächsten Tag mich mit dem gleichen Projekt zu beschäftigen ..deswegen die frage an euch wie macht ihr das ?oft ist es auch so das meine Spuren am besten zusammen passen wenn ich sie auch alles in einem Zug zusammenbaue/ aufnehme so das halt alle erstmal zusammen laufen ,dann versuche ich die Spuren im Projekt aufzuteilen also ein Song zu bauen was mir auch etwas schwer fällt ..ist es vielleicht besser das grundgerüsst des Songs live aufzunehmen und den Rest drumrum zu bauen ?

[felusch]

1. Die besten Tracks sind immer in vier Stunden fertig obwohl ich in vier Stunden keinen guten Track machen kann :)

2. Wenn ich beschlossen habe das ein Track fertig ist, lass ich ihn eine Woche liegen ohne ihn nochmal anzuhören, dann höre ich ihn mir in kritischer Stimmung noch mal an und geb ihn mir selbst frei, oder mache finale Änderungen. ...vorher geht der nicht nach draußen

3. wenn ich nicht weiterkomme oder mich was abfuckt, hör ich auf und mach was anderes....gut ich versuchs zumindest....merks aber nicht immer rechtzeitig;) Ich gönn mir den Luxus weil ich nicht davon leben muss

[teloy]

....es gibt songs...und es gibt tracks...

ein track ist kein song....

ein song hat begleitharmonien, eine melodie und einen text....
das kann man auch auf ein blatt papier schreiben....
und schon dieses papier kann geld wert sein....
und ein song kann jahrzehnte überdauern...

eine track ist eine idee in mehr oder minder musikalischem komtext und sounddesign...
ohne den konkreten klang und das konkrete arangement ist da nichts...
und die durchschnittliche halbwertszeit eines tracks liegt bei zwei monaten...

wenn du also länger als zwei tage an einem track sitzt, ist das thema schon durch....

es gibt keine guten tracks an denen lange gefummelt wurde....
entweder die idee kommt....oder sie bleibt verschollen...
am ende noch rumfeilen kann noch ein bisschen dauern, aber die idee dahinter muss aus dem sack....und je schneller und leichter dir das von der hand geht, desto sicherer kannst du dir sein, das du einen guten vor dir hast....

ich schmeisse einen track in die tonne wenn er nicht innerhalb einer session ein klares gesicht bekommt....
das befreit von produktions leichen.....die einen mehr und mehr runterziehen...
kill your darlings.....ist die beherzte regel die die tür zum profitum aufstösst...

was man an einem technotrack arrangement falsch machen kann, ist mir unklar...mach dir den spass und zähl mal eine nummer aus, die dir gut gefällt und setz diese längen mal in einem deiner arrangements um...

[Aram]

Hallo,würde gerne wissen wie ihr den Ultimativen Workflow bekommt,wo fangt ihr an?wie macht ihr weiter ?... Ich mache elektronische Musik meist Techno und hab mich die letzten Jahre meistens damit beschäftigt mein kleines Studio zusammenzustellen,mein System zu Konfigurieren und meist einzelne Loops mit mehreren Spuren zu bauen ..nun will ich mich jetzt damit beschäftigen einen Song zu bauen ..mir fällt es oft etwas schwer am nächsten Tag mich mit dem gleichen Projekt zu beschäftigen ..deswegen die frage an euch wie macht ihr das ?oft ist es auch so das meine Spuren am besten zusammen passen wenn ich sie auch alles in einem Zug zusammenbaue/ aufnehme so das halt alle erstmal zusammen laufen ,dann versuche ich die Spuren im Projekt aufzuteilen also ein Song zu bauen was mir auch etwas schwer fällt ..ist es vielleicht besser das grundgerüsst des Songs live aufzunehmen und den Rest drumrum zu bauen ?

Was Du schreibst, klingt für mich so, als ob Du nicht über die handwerklichen Grundlagen verfügst, Songs zu schreiben. Manchen Leuten gelingen zwar trotzdem ganz ordentliche Ergebnisse, aber das ist dann eher die Ausnahme von der Regel.
Zu Beginn sollte man erstmal nachvollziehen können, wie andere Leute komponieren. Das macht man am besten, in dem man ein Instrument lernt und Stücke von anderen spielt. Ist eigentlich egal welche Musikrichtung: die Grundprinzipien, wie man eine Melodie entwickelt, wie man Spannung auf- oder abbaut, wie man harmonisiert, u.s.w. sind allen "europäischen" Musikstilen ähnlich. Ob man dann in den Begriffen z.B. der Musiktheorie denkt, oder dies eher intuitiv begreift (und später umsetzt), ist mehr eine Typfrage, aber ganz ohne geht es kaum. Man versucht sich dann erst an kleinen Kompositionen mit wenigen Tönen, dann werden die Arbeiten langsam größer. Unterricht oder intensiver Austausch mit Leuten, die es besser können, ist kaum vermeidbar, will man eine "professionelles" Niveau erreichen (die Fähigkeit autodidaktisch zu lernen ist was ganz anderes als musikalische Begabung, beides fällt leider nur bei ganz wenigen zusammen). Das Zusammenstellen eines Studios ist dann einer der letzten Schritte. Bei den meisten Leuten dauert es Jahre, bis sie so weit sind, dass sie Musik schreiben können, die so gut (oder so interessant) ist, dass auch anderen Personen wirklich gefällt.

Aram

P.S.: Die Frage war ja: "wie geht ihr vor"? Ich überlege mir zunächst, was ich will. Dann mache ich eine erste Skizze. Früher habe ich das nur mit Bleistift und Papier gemacht, heute mache ich das manchmal auch im Score von Logic, wenn ich bereits Noten aufschreiben kann. Die Skizzen können z.B. die Struktur des Songs enthalten oder erste Ideen (z.B. melodisch, harmonisch, rhythmisch). Manchmal konstruiere ich mein Material (ich weiss, was ich tun muss, um einen bestimmten Stil, Effekt oder Stimmung zu erreichen), machmal improvisiere ich am Keyboard. Ableitungen, Entwicklungen, Instrumentation sind dann Handwerk. "Spuren" und "Tracks" spielen in meinem musikalischen Denken keine Rolle (auch wenn ich sie natürlich benutze).

[teloy]

....wenn ich ihm nochmal erkläre das technotracks keine songs sind, dann kannst du, aram, ihm ja noch mal erklären wie toll du das songschreiben drauf hast....

dann ist ihm doch echt geholfen beim bumm bumm arangement...
und wir können beruhigt schlafen gehen...
oder die frage nochmal lesen...

[Helge Kautz]

....wenn ich ihm nochmal erkläre das technotracks keine songs sind

Was übrigens bei mir einen AHA-Effekt ausgelöst, und ein 20 Jahre altes Mysterium aufgeklärt hat. Das meine ich ganz im Ernst.

H.

[felusch]

Werte Herren der Schöpfung,
der Fragesteller scheint bereits vergrault und die graue Eminenz obligt der rituellen Darbietung von Komplexen.
Da erscheint die Antwort auf die nie gestellten Fragen plötzlich deutlicher als je zuvor.
Was ist es das mich hier zum brennen bringt?
Ist es ein Lied, ein Song, ein Track, gar eine Melodie oder ein Rhythmus?
Die Klassifizierung scheint so einfach wie schwer zugleich.
Sing ein Lied ohne Melodie!
Rap einen Song ohne Rhythmus!
Spiel ein Instrument ohne Begleitung zu sein!
Spiel ein Solo ohne Band!
Schreib ein Lied ohne Chorus!
Mach einen Mix ohne Tracks!
Programmier einen Beat, schraub einen Track, schreib ein Lied oder von mir aus singe einen Song,
aber vergiss nie,
Komposition ist nur ein Funke, das Feuer entbrennt beim hören.
Gute Musik ist zeitlos.
Es gibt sie in allen bekannten Formen und zuweilen erscheint sie in neuen.
Die wichtigste Musik in Deinem Leben ist verbunden mit Momenten und Emotion.
Diese Kombination macht sie einzigartig und die Relevanz steigt mit der Erinnerung.
Akzeptiere Die Vergangenheit als nicht reproduzierbar und jage das neue.
Höre alles was Dir gefällt!
Sauge auf was Dich fasziniert!
Speichere die Essenz in Deinem musikalischen Ich und mische alles gut durch.
Wenn der Zeitpunkt gekommen ist Dich selbst musikalisch mitzuteilen, dann finde Deinen Weg.
Überwinde die Hürden und lass die schöpferische Kraft dein Motor sein.
Aber tue es stets für das Feuer nie für den Funken!

[teloy]

.....ohne funken, kein feuer....

"...when we funk we hear beats....."

[sineVibez]

... wie ihr den Ultimativen Workflow bekommt, wo fangt ihr an? wie macht ihr weiter ?
... meine Spuren am besten zusammen passen wenn ich sie auch alles in einem Zug zusammenbaue ...
... versuche ich die Spuren im Projekt aufzuteilen also ein Song zu bauen ...
... besser das grundgerüsst des Songs live aufzunehmen und den Rest drumrum zu bauen ?

Zuerst, den "ultimativen Workflow" gibt es nicht, den entwickelst Du für Dich selbst.
Jeder hat eine andere Arbeitsweise, von daher nimm Dir einfach Zeit bis es für Dich persönlich passt.

Stimme meinen Vorrednern in großen Teilen zu ... die Idee/der Basis-Track sollte ziemlich flott entstehen.
Meine Tracks entstehen innerhalb 4-6 Std. (Basis-Beat, Basis-Sounds, Basis-Arrangement, Rough-Mixdown).
So bekomme ich erstmal ein Gefühl, ob die einzelnen Elemente gut zusammen passen und "grooven".
Den Track/Song danach ein paar Tage ruhen zu lassen, ist meistens ein guter Ansatz um Distanz dazu zu
bekommen und ob der Basis-Track in paar Tagen (mit frischen Ohren) immer noch gefällt.
Anschließend wird ... wie Du es schon gesagt hast ... "der Rest drum herum" gemacht, diverse Fehler
ausgemerzt, der Track verfeinert. Anschließend der Final-Mixdown (wo man sich wirklich Mühe geben sollte!).

Fertig ... ready for release ;)

btw. Ideen/Basis-Tracks, die mir nach 3-4 Tagen selbst nicht mehr gefallen landen unverzüglich im digitalen
Papierkorb ... Datenreduktion und sich von "Trash" befreien ...
ewig an einem Track "rum zu doktorn", da wird Nichts daraus ... auch wenn man Tage damit verbringt.

[Geheimagent]

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten Songs zu schreiben. Ich halte Ideen umgehend fest, auch da nutze ich verschiedene Formen. Manche Melodien schaffen es aber mich wochenlang in meinem Kopf zu kreisen, ohne dass ich sie festhalte. Meistens reicht es für mich die Textzeile, welche die Melodie in meinem Kopf hat aufzuschreiben. Wenn ich diese habe, ist die Melodie automatisch wieder da.

Der Rest ist Arrangement. Das auf eine Menge fundiertes musikalisches Wissen und Phantasie baut. Auch da nutze ich immer andere Wege, da sonst alles gleich klingt.

Ich nutze viele ethnische Original-Instrumente, die beim Selberspielen einen viel mehr Inspiration und Umsetzungsmöglichkeiten geben, als vorgefehrtigte Samples. Obwohl sich mit Sample-Libaries vieles einfacher umsetzen lässt. Mir ist beim Arrangieren wichtig alles über die Instrumente zu wissen, die ich verwende.

Jeder sollte für sich allerdings einen eigenen Weg finden, um seiner Musik eine eigene Note zu verleien.

[Geheimagent]

Im neuen Rec Magazin gibt es ein Workshop dazu.

[intercorni]

Disziplin gehärt auf jeden Fall dazu, etwas zuende bringen zu können, ohne sich zu verzetteln oder gar die Motivation zu verlieren.

[ringi1970]

....wenn ich ihm nochmal erkläre das technotracks keine songs sind

Was übrigens bei mir einen AHA-Effekt ausgelöst, und ein 20 Jahre altes Mysterium aufgeklärt hat. Das meine ich ganz im Ernst.

H.

ilike dito

[ringi1970]

und ein song kann jahrzehnte überdauern...

Hier mal ein Beispiel (zwar keine Jahrzente aber trotzdem):
Strawberry Fields Forever (man höre was John Lennon mit der Melodica spielt):
http://www.youtube.com/watch?v=USxDXaGeQ3Q

Es gibt noch ein Video, dass leider in DE nicht verfügbar ist (aber in der Mittagspause beim arbeiten -CH- hab ich das mal angesehen. Ich hoffe das sind die richtigen Links ;-) ). Sehr sehr interessante Studie über den Song. Da wurde 3 jahrelang dran herumgefeilt bis der Song so war wie wir ihn alle kennen!
....
....
EDIT:
Hier ist das Video:
http://www.youtube.com/watch?v=QS6wswlJ ... re=related
Sehr informativ wie sich ein Song entwickeln kann.
Ob es in DE anzusehen ist, keine Ahnung! ;)

[lenni_hh]

Disziplin gehärt auf jeden Fall dazu, etwas zuende bringen zu können, ohne sich zu verzetteln oder gar die Motivation zu verlieren.

Das - finde ich - ist ein sehr gutes Statement. ilike

Ich benutze zunächst ein gebundenes Heft mit Notenpapier - eine Art Skizzenbuch. Ich habe für mich aber eine Art Kurzschrift entwickelt, wo ich spontane Ideen zur Not auch auf einem Bierdeckel oder im iPhone festhalten kann.

Dann kommt ein Leadsheet, das ich in "Sibelius" mache. Daraus wird dann ein Arrangement - ebenfalls in Sibelius.

...und dann erst kommt Logic Pro ins Spiel.