Blurred Lines vs. Got to give it up

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Dingo
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Blurred Lines vs. Got to give it up

Beitrag von Dingo »

Brian Thickies hatte 2013 mit Blurred Lines einen der Hits des Jahres.
Jetzt hat ein Gericht festgestellt das der Song von Marvin Gayes "Got to give it up" abgekupfert wurde.

http://youtu.be/ziz9HW2ZmmY
...the Gayes have two expert musicologists describing eight substantial similarities: "(1) the signature phrase in the main vocal melodies; (2) the hooks; (3) the hooks with backup vocals; (4) the core theme in 'Blurred Lines' and backup hook in 'Got to Give it Up'; (5) the backup hooks; (6) the bass melodies; (7) the keyboard parts; and (8) the unusual percussion choices."
Also inspiriert ist es ja aber abgekupfert?
Ist das Urteil gerechtfertigt?
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d/flt prod.
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Re: Blurred Lines vs. Got to give it up

Beitrag von d/flt prod. »

auch wenn das einer der furchtbarsten und nervigsten songs der letzten jahre ist, wenn das urteil gerechtfertigt ist, dann könnte sich ca. 90% der (mainstream)-musikszene gerechtfertigterweise gegenseitig verklagen...
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Midolf
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Re: Blurred Lines vs. Got to give it up

Beitrag von Midolf »

Dingo hat geschrieben:Ist das Urteil gerechtfertigt?
Meiner Meinung nach überhaupt nicht. Recht seltsames Urteil. Hör Dir nur der Gaudi halber mal Marianne Rosenbergs "Er gheört zu mir" an und vergleiche das mit Barry Whites "Can't get enough of your love". Mindestens genau so "inspiriert".
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rz70
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Re: Blurred Lines vs. Got to give it up

Beitrag von rz70 »

ich finde ja. Rhythmus und Bass sind identisch, dröhnt nur nicht so. Das ist auch so gewollt. Das passiert nicht aus Versehen. Aber da gibt es noch weitaus schlimmere Dinge. Ich glaube die Strafe ist auch so hoch, weil die erstens Unmengen an Geld mit dem Teil verdienen und sich vorher doch ziemlich dumm geäußert haben.
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teloy
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Re: Blurred Lines vs. Got to give it up

Beitrag von teloy »

...also da bin ich jetzt echt geschockt....

eine bassline und percussions sind nicht schützbar, aber wirklich das einzige was hier, und das auch nur mit viel gutem willen, als gerade mal nah dran zu bezeichnen wären...

das heisst nichts anderes, das ab sofort jede erfolgreiche nummer irgendwelchen anwälten dazu dienen wird, mal ihr glück zu versuchen.....

das kann so nicht durchgehen....sonst führt sich das musikalische copyright bald selbst adadsurdum...

ach anwälte, die schlimmste brut die rumschnüffelt auf diesem planeten....
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teloy
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Re: Blurred Lines vs. Got to give it up

Beitrag von teloy »

.....naja, erbengemeinschaften die nochmal tiefer diggen wollen, sind eine sache....

.....anwälte die auf gehörige "gewinnbeteiligung" und gut glück einfach mal einen schuss wagen, eine andere....

ich habe tatsächlich nur die aktuelle nummer im ohr und den abgleich mit dem orginal nur per you tube vergleich......und insofern kann ich auch nicht wirklich eine fundiert fachliche meinung dazu abgeben....

aber allein das aufzählen der percussions und der bassline geben mir grund zur sorge....

hier hat bestimmt nicht die tochter geklagt....hier hat ein verlag seine krieger ausgeschickt....

die anlehnung der main vocals sehe ich irgendwie nicht......da ist die vermeintliche rip off version um einiges spritziger....

und wir reden hier von allerwelts disco progressions.....und tatsächlich, kann davon ausgehend so ziemlich jede neuzeitliche mainstream nummer auf irgendeine alte nummer zurückgeführt werden....

geklaut heisst für mich wirklich was anderes und wir laufen hier gefahr, das die alte copyright garde dem aktuellen business im angesicht von auslaufenden, jahrzenhntelangen lizenzen zum gelddrucken nun den gar ausmacht.....

sehr bedenklich......und sorry fürs anwalt bashing...aber wenn man sich anschaut was mit ttip und diesen völlig absurden schiedsgerichten und in anbetracht des extrem anwachsenden klage business da draussen so alles auf uns zukommt, dann kann einem nur angst und bange werden....

und dieses urteil fühlt sich wie ein vorbote an, für eine zeit wo wiedermal die grossen verlage im immer enger werdenden markt nun auch dafür sorgen das nichtmal krümel noch vom tisch fallen....

der angebliche rip off war kein selling hit....nicht vergessen...das ding war eine klassiche in allen ohren internet nummer, die lediglich mit royalities geld gemacht hat....
wenn sie wirklich alle punkte geltend machen konnten, heisst das schlicht, das da jemand komplett alle einnahmen, inklusive zukûnftiger ausschütungen abliefern muss.....
das mag einen "ich singe nur noch über tussies und klinge nach 70er disco funk pharell" nicht kratzen, aber den kleinen einmal und niewieder hit lieferanten kann das schlicht tötem....
und das obschon es nunmal langsam doch nur noch begrenzte möglichkeiten mit den 12 halbtönen unserer hörgewohnheiten gibt.....die luft neues zu erschaffen, wird wirklich dünner und dieses urteil macht wirklich den sack zu...
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Dingo
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Re: Blurred Lines vs. Got to give it up

Beitrag von Dingo »

Ein Musikologe hat beide Stücke der Argumentation folgend analysiert.
Und kommt zu dem Ergebnis.....

Did Robin Thicke steal 'Blurred Lines' from Marvin Gaye?
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Dingo
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Re: Blurred Lines vs. Got to give it up

Beitrag von Dingo »

Wohin soll die Argumentation führen? Eine umfangreichere Analyse, von der Du vielleicht nicht einmal die Hälfte verstehst über den abschliessenden Scherz zu diskreditieren kann doch keiner ernst nehmen.
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alexander
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Re: Blurred Lines vs. Got to give it up

Beitrag von alexander »

gut gesprochen, herr professor.

die frage ist allerdings eine durchaus aktuelle - wie sehr gibts ein copyright auf ein genre, oder den gesamten sound eines stücks?

das problem ist hier, denke ich, dass die produktion klanglich natürlich auf marvin gaye getrimmt ist. aber darauf gibts eigentlich kein copyright. also im grunde eine falsche entscheidung der jury. das hat man davon, wenn laien urteilen...
MacStudio M1 Max/32GB, Logic Pro, RD-150, Osmose, RME Fireface 802, Apogee AD-16X, Sebatron VMP4000, Millennia HV-3D/8, Focusrite ISA One, Yamaha NS-10m, Genelec 1031a, JBL-5.1-Abhöre, Charter Oak SA538B, TLM103, C414
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Saxer
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Re: Blurred Lines vs. Got to give it up

Beitrag von Saxer »

was lernt uns das? wenn man in einem genre wildert, dann nicht in us-amerikanischem - um den amerikanischen gerichtsstand zu vermeiden.
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teloy
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Re: Blurred Lines vs. Got to give it up

Beitrag von teloy »

....ah, danke dingo.....das entspricht so ziemlich meinem gefúhl zu der sache, was der mann da so treffend analysierend schreibt.....

und sorry, aber die müssen doch dringend in revision gehen!!!!

das kann man echt nicht so stehen lassen.....sonst ist echt bald der ofen aus und amerikanische anwälte werden zukünftig jede nummer die furore macht anbohren.....

eine bassline kann nicht geschützt werden!!!!
und ein rhytmus feel und ne conga oder cowbell line schin dreimal nicht....

das führt doch klar auf hey, 120 bpm ist MEIN tempo, zu.....wo soll das enden...?

jeder hit der neuzeit lässt auf irgendeine olle nummer zurückvergleichen....

das ist der anfang vom ende jeglicher freier entfaltung und just let go.....

zum wohle geldgeiler wichser, die in ihrem ganzen leben nicht zwei zeilen aneinander gebracht haben......ich kotze....
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Dingo
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Re: Blurred Lines vs. Got to give it up

Beitrag von Dingo »

Der Entscheidungstenor wird doch in deiner Quelle näher beleuchtet. Lies dir die Artikel doch einfach mal vollständig durch.
(...)
The trial focused on detailed analyses of chords and notes in both Blurred Lines and Got to Give It Up.

Jurors repeatedly heard the upbeat song Blurred Lines and saw snippets of its music video, but Gaye’s music was represented during the trial in a less polished form. Jurors did not hear Got to Give It Up as Gaye recorded it, but rather a version created based solely on sheet music submitted to gain copyright protection.

That version lacked many of the elements – including Gaye’s voice – that helped make the song a hit in 1977. Busch derisively called the version used in court a “Frankenstein-like monster” that didn’t accurately represent Gaye’s work.

An expert for the Gaye family said there were eight distinct elements from Got to Give It Up that were used in Blurred Lines, but an expert for Williams and Thicke denied those similarities existed. (...)
Massgebend war nicht die aufgenommene Version von "Got to give it up" sondern die schriftliche Unterlage die fürs Copyright angemeldet wurde.
Zudem hatte sich Thicke in Wiedersprüche in Bezug aufs Songwriting verstrickt und beide beteiligten Musiker haben den Einfluss Marvin Gays auf ihre Arbeit betont.

Also es gab da schon die Idee: "Lass mal so einen Song wie Marvin Gayes - 'Got to give it up' machen".
Und hier ist davon auszugehen, dass man sich an der weltbekannten Aufnahme orientiert hat.
Und wenn ich beide Aufnahmen vergleiche kann ich relevante Unterschiede heraushören, die gegen ein Plagiat sprechen.
Und das hat Joe Benett schriftlich festgehalten.

Und so wie es ausschaut hat die ursprüngliche Komposition von Marvin Gaye mehr mit "Blurred Lines" gemeinsam als mit dem aufgenommenen "Give it up".
Ich denke um zu einem fairen Urteil zu kommen muss die Entwicklung in der Produktion eines Songs mit berücksichtigt werden wenn er durch die Aufnahme bekannt wurde.

Im Hinblick darauf wie das "Kopieren", die Entwicklung der Musik beeinflusst hat sorgt das Urteil dennoch für Unsicherheit und vermittelt das Gefühl das sich Grundlegendes ändert. Der Interpretationsspielraum der Urheber weitet sich aus.

Wer ein Instrument lernt fängt damit an fremde Kompositionen nachzuspielen und lernt dadurch.
Dieser Einfluss bleibt nicht ohne Folge. Man wird geprägt. Wie ich an neue Kompositionen rangehe, hängt stark davon ab mit welchen Stücken ich mich im Allgemeinen beschäftige. Das würde jetzt dazu führen das man sich nur noch mit freien Kompositionen beschäftigen sollte.
Interessant wird es wenn Urheber durch freien Kompositionen inspiriert wurden und das Ganze von einem weiteren aufgegriffen wird. :lol:
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