Brandywein hat geschrieben: Im Ernst gerade du vertrittst ja sehr dezidierte Pro- und Contras zu Hall Plugins. Deshalb würde mich doch interessieren: Woran genau machst du fest, dass Aether objektiv besser ist als Valhalla Room oder Space Designer.
Hab ich gelesen- die Antwort brauch etwas Zeit, bis dahin gehe ich mit Jan, der hat das Wichtigste schon gesagt.
Edit:
Eine Raumantwort ist etwas sehr komplexes. Stell dir einfach mal kurz vor, wie sich das bei, sagen wir mal, einem Knall, der in einem mittelmäßig vollgestellten Raum, nicht in der Mitte ausgelöst wird- und du stehst drei Meter dahinter mittig zwischen den beiden Seitenwänden.
Jede der ersten Reflektionen hörst du mit unterschiedlicher Phase zu anderen Zeiten mit verschiedenen Dämpfungen direkt- und danach die weiteren Reflektionen dieser Reflektionen- alle zu ihrer Zeit mit ihrer Phasenlage und ihrer Dämpfung- je nach dem, worauf sie so unterwegs getroffen sind.
Kein einziger dieser Impulse klingt wie der andere- alle verschieden. Das zu berechnen ist die Hölle. Man fasst also zusammen. Je grober dies geschieht, desto unnatürlicher, metallischer und/oder flacher klingt das Ergebnis (und reden wir bloß nicht von Mono...).
Das Gehirn macht die Ortung anhand der Informationen (Zeit, Pegel und Richtung) der Erstreflektionen im Kontext zum Direktsignal. Verfeinert (oder behindert) wird diese Ortung durch den Nachhall, der natürlich mit der Quelle und sich selber interagiert- um so schlimmer wird das rechnerisch gesehen, wenn sich die Quelle auch noch bewegt.
Da das ohne enorme Leistung noch immer nicht perfekt nachgebildet werden kann, brauch es Tricks, diese Komplexität abzubilden ohne dass dafür ein Superrechner an den Start muss. Und diese Tricks wirken sich unterschiedlich aus. Du hast entweder eine sehr große Menge an Delays, die du selber platzieren kannst oder die per Algorithmus vorgegeben sind, du hast Modulationen und mehr oder weniger komplexe Filter. Das ganze vereinfacht und in kleinen Parametersätzen zusammengefasst.
So- und nu kommt der Anspruch an das Ergebnis ins Spiel:
Willste es mauschelich weich, mit Chorusing ala Lexicon und dafür eine ungenaue Ortung oder darf es etwas präziser sein, mit massig vielen ER's und variabler Dichte?
Ein gutes Reverb kann möglichst beides, so wie das M7 und stellt mir im Falle eines PlugIns dabei noch zur Wahl, wieviel Prozessorleistung es beansprucht. Ich habe hier den besten Kompromiss im B2 von 2C Audio gefunden. Für eine reine Lexicon Simulation würde mir aber auch ein Valhalla Vintage Reverb ausreichen. B2 ist deutlich präziser und flexibler, klingt aber trotzdem unheimlich aufregend für ein PlugIn. Zumindest auf Einzelsignalen.
So teste ich: Ich spiele mit dem Moog, Klavier oder singe und checke, ob es mich anturnt. Wohlbemerkt very subjektiv.
Wenn ja, probiere ich, etwas Bewährtes in einem Mix zu ersetzen und schaue, ob ich damit weiter komme als zuvor. Mein Maßstab hierbei ist: Wird der Raum plastischer, präsenter ohne dass ein Hallgerät deutlicher zu hören wäre?
Zwei Arenen sind mir wichtiger als alles andere: Was kann es aus Trommeln machen und was macht es mit Stimmen? Der Rest ist mir eigentlich Wurst.
Ich bemühe mich, bei den ER's immer einen guten Kompromiss zwischen der angestrebten Bühnengröße und groovigen Zeiten hin zu bekommen. Rechnen oder in Tabellen schauen habe ich mir abgewöhnt- aber es mag eine gute Orientierung sein. Eine Tap Funktion, auch bei komplexeren Delay Clustern (was sich aber auch widerspricht) würde ich sehr begrüßen, genaugenommen werde ich Andrew von 2C auch darauf noch ansprechen, wenn er mit dem 64bit Blues durch ist. (Die Kommunikation mit den Herstellern ist für mich ein recht wichtiges Qualitätsmerkmal)
Die Public Betas für Mac sind raus- d.h. es ist grad noch eine gute Zeit zu kaufen, der Rabatt dürfte nächste Woche vorbei sein.
Das B2 wird hier und dort als das M7 der PlugIns bezeichnet. Es ist erst mal kühler (gibt allerdings jede Menge Verzerrer im Rückweg, da bin ich noch nicht durch gedrungen), hat zwar eine ähnliche Tiefe, klingt aber völlig anders.
Ich habe Ende letzten Jahres ne Menge durchgehört, die beiden (Valhalla und B2) sind einfach mal am deutlichsten hängen geblieben.
Zu Spacedesigner und anderen IR Geschichten vielleicht ein Vergleich mit der Optik:
Keiner möchte Filme sehen, in denen immer alles scharf ist- es wirkt künstlich und man bewahrt Distanz.
IR's sind und bleiben eine Momentaufnahme - komplex aber statisch.
Toll für Effekte und wenn man sonst nix hat. Die dynamischen Variationsmöglichkeiten von Reverberate oder auch Altiverb haben mich nicht wirklich begeistert. Gut für Videovertonung.
Effekte:
Hier muss man mal das Matrix Reverb, Logic Goldverb aber auch Toraverb (knackfreies Herumspielen an den Zeiten bis unendlich) oder das diffuse Wolkenmonster Earverb nennen.
Haben alle ihre Berechtigung, wenn es um Spezielles geht. Ich stehe auch noch immer auf das Yamaha SPX90- kann alles genau das sein, was es grad brauch...