Frage an die Mastering Engineers

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soundz
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Frage an die Mastering Engineers

Beitrag von soundz »

Hallo Zusammen, Ich hoffe ihr könnt mir einen Tipp geben.
Ich habe momentan ein ziemlich schwieriges Projekt zum Mastern am Start. Nicht die Soundqualität der Mixes ist schwierig, sondern die Meinungen der Kunden. Ja, es sind Kunden, kein einzelner Kunde, was die Sache sehr verzwickt macht.
Zum Projekt:
Es handelt sich um eine sehr gute Aufnahme und Produktion. Die Instrumentierung ist klassisch:

Drums
Bass
Gitarre
Rhodes oder Orgel
Gesang
Manchmal Backing Voices.

Sehr gute Instrumentalisten (zum Teil Weltnamen) haben das Album eingespielt und ein renommiertes Studio in Nashville hat die Tracks gemischt. Stil: „Great American Songbook“.

Soweit so gut. Da das Album nicht von einer einzelnen Person finanziert wurde, sondern auch die Musiker investiert haben, möchte nun jeder seinen Senf dazu geben. (Ich möchte ja nicht in der Haut des Mischers stecken).

Der Auftrag lautet:
DDP fürs Presswerk und mastered for iTunes. Jedenfalls sind nach 3 Cycles pro Song nun alle zufrieden.

Die MFiT Files haben 1 bis 1.3 dB True Peak Headroom nach der Konvertierung in iTunes+ wie vorgeschrieben. Für die CD habe ich alles um 1dB lauter gemacht, gedithert und ein DDP erstellt. Nun hat mich der Produzent angerufen und mir gesagt, ich solle gewisse Tracks auf der CD (DDP) bis zu 2DB leiser machen, diese seinen nicht alle gleich laut.
Ich achte akribisch darauf, alle Songs gleich laut zu machen. Dazu benutze ich das Plugin „Master Check“ von Nugen Audio. (http://tinyurl.com/zpt99dk). Dieses Tool zeigt die „short term loudness“ an. Das heisst, dass alle lautesten Stellen der Tracks jeweils dieselbe Lautheit haben. Nun gibt es aber Stücke, die im Allgemeinen dynamischer sind als andere. Diese haben eine tiefere „long term loudness“.
Wie soll ich dieses Dilemma lösen? Habt ihr ein Programm, welches die „overall loudness“ misst und danach die Tracks mittels Batch Processor auf dieselbe Lautheit normalisiert?
Ich habe gehört, dass Ralph Kessler vom Ingenieurbüro http://www.masterpinguin.de solch ein Tool anbietet (http://tinyurl.com/z9t9bpm).
Auch Daniel Weiss hat mit seinem Saracon (http://tinyurl.com/h5g5ue4 ) scheinbar auch solch eine Funktion. Izotope RX5 müsste das auch haben. Ist das bei Wavelab auch der Fall?
Wie geht ihr mit solchen Problemen um?

Vielen Dank für euren Input

Thom
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JP_
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Re: Frage an die Mastering Engineers

Beitrag von JP_ »

Sowas macht man IMMER per Gehör und mit etwas Erfahrung ist das auch eine Sache von Minuten. Eine LU-Messung ist tatsächlich oft schon ein solider Nährungswert, mehr aber nicht.
Ein Titel mit einem langen, ruhigen Intro wird sich halt immer anders (leiser) messen als eine kurze Nummer, die gleich voll durchstartet. Prinzipbedingt.

Ehrlich, für mich klingt die Frage ein bisschen nach: " ich hab hier nen Album, welche EQ-Eistellungen brauch ich damit alle Songs gleich gut klingen?" Wonach du hier gerade fragst ist die Kür eines professionellen Masteringjobs. Ein stimmiges Album mit gutem Flow zu erstellen (und dazu gehört natürlich auch das Levelling) IST Mastering!
Und dann Album-Mastering und automatisches Batch-Processing in einem Satz zu nennen, da krauselt es mir echt die Fussnägel hoch...
Sorry, aber dein Thread trifft mich echt hart im Innersten meiner Profession und Leidenschaft für den Job... :roll:
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Rolle
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Re: Frage an die Mastering Engineers

Beitrag von Rolle »

+1 JP_

sowas macht man natürlich per Gehör und Gespür. Die Durchhörbarkeit eines Albums macht den Unterschied zwischen Lautmacherei und Mastering im eigentlichen Sinne.
es ist ein einfach ist das
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soundz
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Re: Frage an die Mastering Engineers

Beitrag von soundz »

Ich habe das Album durchgehört. Mehrmals. Ich hatte bis anhin auch noch nie Probleme mit den Lautstärken bei DDPs.
Die Frage wurde vielleicht falsch verstanden. Ich möchte keine Batch Prozessoren verwenden. War nur so eine (blöde) Idee. Mich nimmt eher wunder ob ihr die lautesten Stellen der Tracks aneinander anpasst oder die Gesamtlautheit eines Tracks als Basis nehmt. die einzelnen Stücke des Albums fangen immer sehr leise an und hören bombastisch auf. Deshalb hat man das Gefühl, man müsse nach jedem Track die Lautstärke erhöhen. Ich hätte die Track Reihenfolge anders gemacht als vom Produzent vorgeschlagen, aber man passt sich ja an.
Jedenfalls ist die CD jetzt im Presswerk und alle sind glücklich.
Danke für die Antworten.
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Axel
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Re: Frage an die Mastering Engineers

Beitrag von Axel »

soundz hat geschrieben:Die MFiT Files haben 1 bis 1.3 dB True Peak Headroom nach der Konvertierung in iTunes+ wie vorgeschrieben.
Das ist keine Vorschrift für MFiT, da gehts nur um die Vermeidung von (hörbaren) ISPs. Damit die Tracks in iTunes als "MFiT" erscheinen, musst du auf der von Apple selbst gepflegten Liste von MFiT Mastering-Studios stehen.
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soundz
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Re: Frage an die Mastering Engineers

Beitrag von soundz »

@Axel, Apple schreibt das zwar nicht vor, doch sie erwarten 1dB Headroom. Dafür gibt es ja das Roundtripp AAC Plugin von Apple. Hier steht es jedenfalls so und so habe ich es gelernt:

Bild

Hier ist das pdf: http://images.apple.com/euro/itunes/mas ... itunes.pdf
und hier kannst du dir die audiotools runterladen:
http://www.apple.com/itunes/mastered-for-itunes/

Ich bin übrigens Apple zertifiziert.
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Axel
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Re: Frage an die Mastering Engineers

Beitrag von Axel »

Da hatte ich es ja richtig in Erinnerung- die einzige Maßgabe ist: "avoid clipping" im letzten Satz. Alles andere ist sehr relativ beschrieben und hat wohl eher eine orientierende Funktion. Die Richtung der Orientierung finde ich persönlich nach wie vor sehr gut und sie passt auch in ein EBU R128 Umfeld.
Ich hatte damals einen längeren Austausch darüber, weil in gewissen Genres und deren Publikum ein niedrigere Lautheit als Qualitätsmangel betrachtet wird. Mit diesem letzten Satz wird das aber in die richtige Perspektive gerückt.
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Re: Frage an die Mastering Engineers

Beitrag von JP_ »

Apples MFIT ist von der Grundidee her zwar gar nicht verkehrt (vermeiden von codec clipping), aber von der praktischen Anwendung eine echte Lachnummer...
Im Endeffekt ist es doch völlig egal was man hochlädt, hauptsache man ist lizensiert. Eine Qualitätskontrole finde nicht statt und es gibt genug MFITs, die sich einen Dreck um Apples Richtlinien scheren.
Der Lizensierungprozess ist auch ne Farce... MFIT-gelabelt ist quasi jeder, der bei 3 nicht aufm Baum ist.
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soundz
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Re: Frage an die Mastering Engineers

Beitrag von soundz »

@JP
Ja, da gebe ich dir vollkommen recht. Wenn Apple wenigstens die Files auf die vorgeschriebenen Parameter hin prüfen würde. Auch sind zu wenige Eckpunkte festgelegt. Wie könnte sonst Death Magnetic von Metallica als MFiT erhältlich sein? Die haben einfach die Files so leise gemacht, dass die Oversamplepeaks -1dB nicht übersteigen. Der Track hat immer noch dieselbe Dynamik wie die gemasterte CD, ist einfach um einiges leiser. Continuous Samples sollten geprüft werden. Das heisst die Anzahl der Samples die eine waagerechte Linie beschreiben, auf einige wenige zu reduzieren.
Ich finde heutzutage sollte jeder Mastering Engineer darauf achten, seine gemasterten Files ohne Oversamplepeaks auszuliefern.
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Axel
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Re: Frage an die Mastering Engineers

Beitrag von Axel »

JP_ hat geschrieben: Der Lizensierungprozess ist auch ne Farce... MFIT-gelabelt ist quasi jeder, der bei 3 nicht aufm Baum ist.
Hab meine Signatur entsprechend geändert ;-)
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Dingo
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Re: Frage an die Mastering Engineers

Beitrag von Dingo »

Axel hat geschrieben:
JP_ hat geschrieben: Der Lizensierungprozess ist auch ne Farce... MFIT-gelabelt ist quasi jeder, der bei 3 nicht aufm Baum ist.
Hab meine Signatur entsprechend geändert ;-)
:lol:
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Re: Frage an die Mastering Engineers

Beitrag von JP_ »

Axel hat geschrieben:
JP_ hat geschrieben: Der Lizensierungprozess ist auch ne Farce... MFIT-gelabelt ist quasi jeder, der bei 3 nicht aufm Baum ist.
Hab meine Signatur entsprechend geändert ;-)
Säähhrrrr schööön....! :lol:
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Re: Frage an die Mastering Engineers

Beitrag von JP_ »

soundz hat geschrieben: Ich finde heutzutage sollte jeder Mastering Engineer darauf achten, seine gemasterten Files ohne Oversamplepeaks auszuliefern.
ISP (oversamplepeaks) und codec clipping haben aber nicht ursächlich etwas miteinander zu tun. Auch ohne ISPs kann es zu codec clippings kommen.
Darüber hinausgibt es unterschiedliche Methoiden um ISPs zu unterbinden, nicht alle sind klanglich transparent.

Ich denke nicht, dass ISP-Vermeidung auf Teufel komm raus, der vernünftigere Weg ist. Aber so hat halt jeder seine eigene Arbeits-Philosophie.
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