Klark Clones werden verramscht

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spocintosh
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Re: Klark Clones werden verramscht

Beitrag von spocintosh »

Also mal ehrlich...n Compressor ist n Compressor ist n Compressor. Und ja, klar haben die unterschiedliche Eigenschaften, sowohl regelungsmäßig als auch tonal.
Aber die haben auch Regler vorn dran. Und die dreht man in aller Regel genau so lange, bis einem das, was man hört entweder gefällt oder es dem entspricht, was man sich vorgestellt hat.
Wie Stefan hab ich die teuren Originale ewig lange benutzt und zum Teil immer noch im Einsatz. Aber auch da gab es den Moment, nach 5 Jahren ziemlich begeisterten Einsatzes eines Urei 1178 dann einen zweiten angeschafft zu haben. In Ermangelung eines Trommelwirbels mach ich ein paar Punkte....
...
...
Überraschung: Das neue Gerät hatte mit dem schon gut durchgeglühten Arbeitspferd genau gar nichts zu tun. Nicht qualitativ, aber es hat einfach anders reagiert.
Und natürlich verhalten sich auch schon zwei originale 1176er unterschiedlich. Genauso wie jeder Clone sich von einem "Original" (ja welchem denn ???) unterscheidet.
Den Unterschied zwischen einer Emulation, einem "Original" und einem Clone mag man im Direktvergleich vielleicht wahrnehmen, aber erstens ist die Aussagekraft gleich Null, weil zwei andere Geräte auch gleich andere Ergebnisse erzielen und außerdem interessiert es am Ende keine Sau. Weder wird der Song besser oder schlechter, noch verkauft man eine Einheit mehr oder weniger.

Ich ziehe daher mittlerweile Neuware vor - die is nämlich nicht komplett durchgevögelt. Und die QC bei Behringer ist mit absoluter Sicherheit um Welten besser als sie bei Urei, Teletronix oder UA jemals war.
Ich würde die Chance, zwei tatsächlich gleich arbeitende Neugeräte von Behringer zu bekommen, signifikant höher einschätzen als die jedes Ami-Herstellers und erst recht gegenüber der Chance, zwei gebrauchte Teile aufzutreiben, die a. noch irgendwas mit dem Originalzustand zu tun haben und/oder b. annähernd gleich arbeiten. Jedes "Original" ist heute Lichtjahre von seinem Auslieferungszustand entfernt.

Die Arbeit geht meiner Erfahrung nach letztlich mit jedem Compressor, zur Not auch mit nem 25 Jahre alten Behringer Composer aus den Kleinanzeigen - erst recht mit den seit 15 Jahren verfügbaren Plugins.
Und ganz sicher auch mit den hier besprochenen Teilen.
Aufgrund des Preises auf die Qualität zu schließen, halte ich heutzutage häufig für unmöglich, es sei denn, es geht um Dinge, die mit "echter" Fertigung zu tun haben, wie Mechanik oder Herstellungsprozesse.
Platinenbestückung hingegen sieht bei Moog nicht anders aus als bei Behringer, nur dass Uli vermutlich die besseren Maschinen hat und auch nicht nur eine, sondern 20, sowie die Bauteile aufgrund der Abnahmemengen quasi hinterhergeworfen bekommt.

Natürlich ist der 300-Euro Moog von Behringer daher besser als ein Original. Er hat nämlich neue Bauteile, entspricht garantiert den Specs - und kommt mit 3 Jahren Garantie. Für eine Null am Ende des Preisschilds weniger. Klar, ein altes Original klingt mit Sicherheit anders - aber leider auch anders als jedes andere, weil eben Schrott, wenn man ehrlich ist. Hat mit dem, was es mal war, als es das Werk verließ, genau gar nichts mehr zu tun.
Nur, wer will schon ehrlich sein...Bauchgefühl vs. Faktenlage...eine unbeliebte Baustelle.

Ich tendiere eher dazu, dass derjenige, der mit vorgegebenen Werkzeug "nicht arbeiten kann", weil der billige Kram ja nichts taugen *kann*, seinen Job nicht richtig versteht bzw. eine dafür unpassende Sichtweise an den Tag legt. Nämlich die, sich selbst wichtiger zu nehmen und eine Identifikation über Materielles im Außen zu suchen - anstelle einfach die anfallende Arbeit zu tun und damit eine Identität zu schaffen. Wie so oft nicht zuletzt auch eine philosophische Frage.

Aber andererseits steht es ja jedem frei, sein Geld dorthin zu tragen, wo er möchte.
Ich würd gern mal zwei der KT-76 probieren. Mach ich auch, wenn mir jemand den Summit DCL abkauft. Dafür, dass ich den Kram zweimal im Jahr anschalte, weil ich ansonsten für sämtliche Compressoraufgaben auf den Logic-Compressor, Waves RenComp, Waves C4 und PSPs Vintage Warmer zurückgreife, würd ich hier und jetzt drauf wetten, dass ich mit den KTs ein vermutlich anderes, aber genauso spannendes Ergebnis bekäme wie mit dem DCL.
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Stephan S
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Re: Klark Clones werden verramscht

Beitrag von Stephan S »

Unser Kollege Thomas Funk hat ja gerne Behringer Teile veredelt, indem er zu dünne Leitungswege überbrückt und Bauteile mit abweichenden Werten bzw. zu hohen Toleranzen ausgetauscht hat. Raus kam dabei zumindest etwas, das den Job dann tatsächlich getan hat. Ich würde an deiner Stelle erst die KTs testen und dann den Summit verkaufen. Andererseits: Löten kannst du ja.
Abgesehen davon stimme ich zu: Laut und leise innerhalb gewisser Regelzeiten zu machen ist jetzt nicht sooo eine Rocketsience. Kann eigentlich jeder. Es geht um zwei Dinge: Zum einen die diffuse "Magie" die von solchen Geräten auszugehen scheint (und eben teilweise auch wegen der charmanten Verzerrungen so wahrgenommen wird) und dann eben darum, ob das Signal nach dem Durchlauf noch einigermaßen intakt und druckvoll ist (und hier sitzt der Hase im Pfeffer). Für einen Synchronjob mag das relativ wurst sein...
Warst du nicht einer, der auf dicke Kabel steht? Ich wundere mich über deine Statements und bin gespannt was du sagst wenn du die Teile gehört hast. Aber ja, wir haben glücklicherweise Plug Ins die den Job schon lange vernünftig tun, und zwar ohne Verzerrungen. Ich bleib dabei: Wenn schon billige Hardware, dann lieber nen alten DBX- oder von mir aus auch den alten schwarz roten Behringer...
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Re: Klark Clones werden verramscht

Beitrag von JP_ »

hugoderwolf hat geschrieben: 01 Dez 2018 - 11:11 Ist doch analog, muss also gut sein. (hallo
:lol: (clap)

So richtig amüsant ist ja eigentlich vor allem immer dieselbe Argumentationsketten über die Jahre; erst waren eigentlich alle DAW-internen Tools ebenbürtig ("wer`s damit nicht kann...), dann gabs den riesigen Hype um die "Analog"-Sim-PlugIns ("klingt echt genauso gut wie die echte Hardware"), jetzt gibts den Hype mit den günstigen Nachbauten der "coolen" Analog-Geräten von "damals" (also nicht das olle Gerümpel der 90er von B und A). Im Endeffekt war man immer angepisst, wenn Andere einen auf die mangelnde Vergleichbarkeit der Tools hinwies. Schon ziemlich lustig im Nachblick, und ich will mich da gar nicht ausnehmen...

Ich kann für mich nur feststellen, daß ich mit eher günstiger (nicht billiger) analoger Hardware selten auf Dauer glücklich war. Lustigerweise hab ich die immer problemloser wieder verkauft bekommen, als teures, dafür hochwertigeres Zeug. Preis ist halt für viele doch das Hauptargument beim Kaufen, da kann man auch mal fünf andere gerade sein lassen für... :mrgreen:
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Häschen
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Re: Klark Clones werden verramscht

Beitrag von Häschen »

Also ich kann mich noch daran erinnern, als der RNC1773 als bester analoger Compressor unter €500 von fast jedem empfohlen wurde.
Jetzt kommt Behring mit 'nem 1176 Clone unter €500. Wo ist das Problem? Bei dem Preis kann sich jeder selber 'n Bild machen.
Online bestellt, kann man 2 Wochen lang testen und wieder zurückschicken, wenn man ihn für unnütz hält.

Der hohe Preis vom UAD ist zu 50% dem legendären Ruf geschuldet. Die Liste der Tonis, die auf das Teil schwören ist unendlich und auch halt der Grund, warum es so viele Plugin Emulationen vom 1176 gibt.
Behring produziert halt Masse und kann deswegen so günstig anbieten. Die haben in China ein neues Werk gebaut "Music-Group-City", wo auch Midas und Klark Teknik Produkte gefertigt werden.
Nicht vergessen, das sind Firmen, die Behring aufgekauft hat und deren Produkte, durch die Behringer Produktion preislich günstiger angeboten werden können.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Klark Teknik Qualität durch den günstigen Preis leidet, ist sehr gering. Deswegen sind die Billig = Schlecht Argumente sehr unsachlich.
Behring hat sich gemausert. Die haben die Patte, um Dinge groß aufzuziehen. Ich denke nicht, dass der Klark Teknik schlechter ist als irgendein Gyraf Selbstbau.

Und soweit ich es verstanden habe, beruht der legendäre Ruf des Ureis tatsächlich auf dem Klang, den das Teil ausspuckt.
Viele schleifen das Signal einfach nur durch, ohne zu komprimieren weil es dem Signal einen gewissen Biss gibt. Hinzukommt, dass der Compressor schnell reagiert wodurch er sich bestens als Pegelspitzenabfang eignet. In der Hinsicht, war er wohl auch seiner Zeit voraus.

Wenn jemand den alten DBX für das bessere Werkzeug hält, schön.
Als Alternative werf ich mal den BSS DPR 402 in die Runde. kriegt man gebraucht auch für um die € 350,- und wurde von Waves auch mit 'm Plugin Clone geadelt.

Was ich nicht verstehe ist dieses Spaßbremsentum.
Anderen erzählen wie doof sie sind, damit dann auch jeder weiß, dass man sich besser fühlt, obwohl es ja nicht so ist, weil die anderen Spaß haben und man selbst nicht.
Hey, so 'ne Lebenseinstellung bringt nur schlechtes Karma. Ist so. :mrgreen:
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Stephan S
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Re: Klark Clones werden verramscht

Beitrag von Stephan S »

Hat denn irgendjemand irgendwem erzählt wie doof er ist?
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Re: Klark Clones werden verramscht

Beitrag von Geheimagent »

spocintosh hat geschrieben: 03 Dez 2018 - 4:10 Also mal ehrlich...n Compressor ist n Compressor ist n Compressor.
Dies Zitat habe ich auch schon mal hier im Forum gebracht. Das was Du in dem Beitrag bringst könnte ja glatt von mir sein, hätte ich von Dir irgendwie nicht erwartet.

Meiner Meinung nach hat hier jeder aus seiner Sicht recht. Jeder wählt sein Werkzeug, nach seinen Bedürfnissen, und das ist keine Wertung.

Mich würde zwar auch interessieren, wie die Dinger klingen, doch wenn ich in der DAW bin bleibe ich da auch, es macht für mich technisch keinen Sinn, dafür gibt es intern genügend gutes Zeug. (wohlgemerkt für mich - wenn das jemand anders sieht ist es sein gutes Recht) Ich möchte flexibel sein, und das kann ich mit einem ganzen Kühlschrank voller Geräte nicht.

Ich fand auch einige Beiträge hier klasse, die nach gutem Hintergrund klingen egal ob für und wieder.
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spocintosh
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Re: Klark Clones werden verramscht

Beitrag von spocintosh »

Stephan S hat geschrieben: 03 Dez 2018 - 8:58Es geht um zwei Dinge: Zum einen die diffuse "Magie" die von solchen Geräten auszugehen scheint (und eben teilweise auch wegen der charmanten Verzerrungen so wahrgenommen wird)
Ich bin nicht sicher, ob ich Verzerrungen außerhalb eines Marshall-Amps charmant finde...bei einem Tonwiedergabegerät jedenfalls eher nicht.
Jedes Gerät, dass dem Signal einen Charakter aufprägt, egal ob charmant oder uncharmant, verfehlt die Aufgabe, seine Arbeit zu verrichten, ohne das Signal zu verändern (=beschädigen).
Stephan S hat geschrieben: 03 Dez 2018 - 8:58und dann eben darum, ob das Signal nach dem Durchlauf noch einigermaßen intakt und druckvoll ist (und hier sitzt der Hase im Pfeffer). Für einen Synchronjob mag das relativ wurst sein...
Den Seitenhieb versteh ich nicht. Oder sollte es sich tatsächlich um das von einem der Vorredner angemahnte hohe Ross handeln ?
Stephan S hat geschrieben: 03 Dez 2018 - 8:58Warst du nicht einer, der auf dicke Kabel steht?
Ganz sicher nicht. Ich steh auf Kabel, die das tun, was ich will. Das hat aber mit der Dicke, dem Preis oder der Farbe wenig zu tun, sondern vielmehr mit der Kombination der Geräte, in denen sie an beiden Enden stecken.

Tja, und irgendwie ist die Auswahl eines Compressors dem nicht unähnlich. Da gibt es ebenfalls nicht DEN, der am besten ist. Sondern je nach Vorliebe, Ausgangssignal und Erhaltungszustand den, der gerade am besten passt. Und generell tun sie trotzdem alle, was sie sollen - es sei denn sie sind kaputt. Ich nehm ja nicht grundsätzlich den DCL, nur weil er "gefühlt" und kolportiert einer der besten jemals gebauten ist und auf jeden Fall der beste in meiner Spielzeugecke. In echt nehm ich den sogar fast gar nicht, weil er MIR nur für wenige, bestimmte Dinge passt.
Insofern ist der ungeliebte Logic-Compressor "faktisch" schlicht und einfach besser, denn der passt hier jeden Tag. Und er "klingt" nicht, sondern tut einfach nur, was er soll - und das auch jeden Tag gleich.
Da steh ich drauf.

Genauso hab ich mich nach langen Überlegungen und Hörsessions schlußendlich auch mal wieder für RMEs hier entschieden, die klingen nämlich auch nicht. Sie sind einfach brutal neutral. Genau nicht so, wie *fast* alle anderen Wandler, die alle irgendwas mit dem Signal anstellen, sei es aus konstruktiver Unfähigkeit, Sparzwang oder womöglich Absicht.
Stephan S hat geschrieben: 03 Dez 2018 - 8:58 Plug Ins die den Job schon lange vernünftig tun, und zwar ohne Verzerrungen.
Und hier sind wir genau da, wo ich hinwollte. Es sieht aus, als seist entweder du gerade auf deinem eigenen Glatteis ausgerutscht oder ich hab irgendwas falsch verstanden.
Toll sind also Plugins ohne Verzerrungen ? Oder doch diffuse Magie und charmante Verzerrungen ? Beides auf einmal geht jedenfalls nicht.
Wenn Letzteres, dann sollte es mit Geräten, deren Konstruktion vor 50 Jahren erfolgte, total tolle Ergebnisse geben (Urei-Clones), und wenn auch noch die Baujahre in diese Gefilde reichen ("Originale"), erst recht. Und zwar völlig uneinschätzbar, unreproduzierbar und bei keinen zweien jemals gleich.

Meine Vorliebe ist am genauen Gegenteil des Spektrums. Ich steh nicht auf Zufallsgeneratoren, sondern auf Exaktheit.
Und ich bin absolut sicher, dass zwei Behringer aus aktueller Produktion in diesen Punkten um Lichtjahre weiter vorn sind als zwei olle, im Abstand von mehreren Jahren zusammengesammelte 1176 mit "Geschichte" aus ebay...

:)
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Re: Klark Clones werden verramscht

Beitrag von JP_ »

spocintosh hat geschrieben: 04 Dez 2018 - 3:50
Jedes Gerät, dass dem Signal einen Charakter aufprägt, egal ob charmant oder uncharmant, verfehlt die Aufgabe, seine Arbeit zu verrichten, ohne das Signal zu verändern (=beschädigen).
Na, da beißt sich der Hund aber nachhaltig in den Schwanz bei dieser Aussage, oder? Und führt Musik-Wiedergabe per se ad absurdum.
Jeder Audio-Bearbeitung "verändert" doch das Signal. Das ist schließlich das Prinzip von Bearbeitung. Selbst wenn man "nur" und vermeintlich "transparent" Levels automatisiert. [Verzerrungsfreue Kopmpression ist außerdem technisch gar nicht möglich, nicht mal mit achso sauberer Digitaltechnik.] Dazu dann das Hirngespinst von "transparenter" Signal-Übertragung/Wiedergabe...
Das fängt doch schon ganz vorne und unlinear an (im Aufnahmeraum) und endet ganz hinten furchtbar unlinear bei Lautsprecher und Raum. Warum man da nun unbedingt zwischendrin Wert darauf legt, daß das Signal "nicht verändert" wird (was ja auch theoretisch gar nicht möglich ist), erschließt sich mir nicht. Man könnte sicher über individuelle Hörschwellen diskutieren (Holzohr vs Goldohr), führt aber theoretisch auch zu nix...
Im Endeffekt kommt es doch nur darauf an, ob etwas gefällt oder halt nicht. Um das einschätzen zu können, helfen Vergleiche immer ungemein. Außerdem bilden sie. Eine "absolute" Quali gibts ja eh nicht.
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Stephan S
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Re: Klark Clones werden verramscht

Beitrag von Stephan S »

Es sieht aus, als seist entweder du gerade auf deinem eigenen Glatteis ausgerutscht oder ich hab irgendwas falsch verstanden.
Zweiteres: Ich meinte dass die meisten der Käufer von Vintage Geräten sich diese Verzerrungen (und den versprochenen "larger than life" Effekt) wünschen, nicht dass ich das toll finde.
Den Seitenhieb versteh ich nicht.
Das Beispiel mit dem Synchrostudio kam nicht von mir. Aber ich bin der Meinung dass es bei Synchro nicht so sehr auf den "larger than life" Sound ankommt wie bei manchen Musikproduktionen. Außerdem finde ich die meisten Synchronmischungen, was den Kontext zum Original betrifft, nach wie vor nicht gut, da hilft ein Vintage Comp überhaupt nicht.
Und ich bin absolut sicher, dass zwei Behringer aus aktueller Produktion in diesen Punkten um Lichtjahre weiter vorn sind...
Siehst du das auch bei den Mackie (etc.) Clones so- oder bei den Monitoren? Du hast doch sicher mal in die Geräte reingeschaut oder? Is mir aber eigentlich auch völlig schnuppe wer die Dinger nun kauft oder nicht. Ich verstehe es nur nicht und befürchte dass sich nun noch mehr Leute zum "Mastering" berufen fühlen. Ich will auch nicht auf die Nutzer runterschauen- höchstens auf die Marketingabteilungen und die die Zustände in China.
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Re: Klark Clones werden verramscht

Beitrag von wirehead »

Stephan S hat geschrieben: 04 Dez 2018 - 11:12Siehst du das auch bei den Mackie (etc.) Clones so- oder bei den Mics? Du hast doch sicher mal in die Geräte reingeschaut oder? Is mir aber auch völlig schnuppe wer die Dinger nun kauft oder nicht. Ich verstehe es nur nicht und befürchte dass sich nun noch mehr Leute zum "Mastering" berufen fühlen.
Ich wollte ja eigentlich nichts mehr schreiben, aber da mein Popkorn gerade alle wird :lol:
Also erst mal kurz zu "Hat denn irgendjemand irgendwem erzählt wie doof er ist?"

Ja, hat irgendjemand. Anderen zu unterstellen, dass sie nichts hören würden weil schlechte Abhöre, Abhörbedingungen, Abhörfähigkeiten oder von Kompensation/Schwanzverlängerung zu sprechen, ist nichts anderes.
Dazu nur - wer sich für lächerliche 200 Euronen einen 1176-Clone in seine Musikumgebung stellt, hat sehr offensichtlich nichts zu kompensieren/verlängern. Davon könnte man schon eher reden, wenn sich irgendwelche Wohnzimmerproduzenten teure Originale hinstellen, weil sie die Kohle haben und glauben, sich damit irgendwelche Kompetenzen kaufen zu können. Geht mich aber nichts an und das möge jeder nach seiner Fasson und Geldbeutel für sich selbst entscheiden.

Zur Sache an sich finde ich es wirklich interessant, dass hier offensichtlich viele nur von ihrem Anwendungsbereich auf andere schließen ohne in Betracht zu ziehen, dass der doch auch ganz anders sein kann. Viele sind hier anscheinend auch mehr im Dienstleisterbereich als im kreativen Anwendungsbereich tätig, was in keiner Weise wertend gemeint ist, aber nun mal die Herangehensweise und Anforderungen ändert.

Mich interessiert der 1176-KT z.B. nicht sonderlich als neutraler Dynamikregler sondern eher um Sound zu beeinflussen, sei es auf einer Bassdrum, Synth- oder E-Bass, (elektronische) Drums generell. Das macht das Teil schlichtweg sehr gut und ich lerne diesen Kompressor jeden Tag mehr zu schätzen. Da geht auch nix kaputt.

Und wenn Du ernsthaft behauptest, dass Du keinerlei Ähnlichkeit dieses Clones mit den Originalen (was auch immer das ist - siehe gute Erklärung von spocintosh) erkennen kannst, dann könnte man Dir auch unterstellen, entweder dass Du das Gerät nie getestet hast oder kein Gehör für so etwas zu haben. Das Regelverhalten und die Art wie das Signal durch so einen Kompressor-Typ verändert wird, wird ein geübtes Ohr auch auf einem iMac-Lautsprecher hören können. Ein DBX-Kompressor verhält sich da definitiv anders was nicht heissen soll, dass dieser für bestimmte Anwendungsgebiete nicht auch eine Alternative darstellen könnte.

Btw. da Du Mackie erwähnst - ich kann aus eigener, gerade gemachter Erfahrung sagen, dass es da mit der Qualität auch nicht so weit her ist - von vier kleinen VLZ4 Mixern hatten drei Probleme mit ihren Panning-Reglern (Signal hatte ca. 3-4db mehr Ausschlag auf der rechten Seite). Letztlich wird das Zeugs längst auch in China hergestellt, wie ja mittlerweile fast alles.
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Peter Ostry
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Re: Klark Clones werden verramscht

Beitrag von Peter Ostry »

Die Neuen von Behringer sind nach anderen Kriterien gefertigt als die bekannten älteren Geräte der berühmten Marken. Sie haben andere Bauteile. Auch Leiterbahnen, Leitungsführung und Verkabelung sind anders, die Schaltungen wurden zumindest angepasst und die Netzteile sind allesamt neu. Die neuen Geräte sind keine Clones, sondern mit aktuellen industriellen Methoden gefertigte Neuauflagen. Sie sollen den Originalen ähnlich sein, aber viel billiger hergestellt werden.

Ob der niedrige Preis eine Beleidigung für die alte Geräte ist, sollte nicht in die Beurteilung einfließen, sondern ob typische Eigenschaften so umgesetzt wurden, dass das neue Gerät für denselben Einsatzzweck genauso brauchbar ist. Bei Kompressoren ist also sinnvoll, Eigenschaften wie Dynamikbereich, Regelkurven und Geschwindigkeit zu vergleichen. Die Aussage "Klingt super, wie das Original" ist nur relevant, wenn man weiß, welche Eigenschaften bei welchem Material gemeint sind.

Ich glaube, dass die meisten, die jetzt ein neues und relativ günstiges Behringer-Teil dieser Art kaufen, endlich mal probieren wollen, wie sich solche Geräte anfühlen und wie sie klingen. Dieses Angebot war schon immer die Stärke von Behringer und nach dem Zukauf von so viel Wissen (Midas, Klark, TC etc.) besteht berechtigte Hoffnung, dass die Neuauflagen von Klassikern besser sind als manche Clones, die früher verkauft wurden. Wie immer bei Behringer, kann man für relativ wenig Geld probieren und dann draufkommen, ob einem das Gerät schon reicht oder man etwas Besseres will oder für solche Hardware gar keine Verwendung hat.

Bezüglich Haltbarkeit und Alterung schätze ich Behringer gleich ein wie andere (sowohl die Geräte als auch den Uli selbst). Bei mir sind etwa gleich viele alte Behringers kaputtgegangen wie andere Marken. Seltsamerweise habe ich mich über kaputte Behringers geärgert, bei den anderen war ich traurig. Manchmal auch erleichtert, dass ich das Teil durch ein Gottesurteil losgeworden bin. Nachdem ich erkannt hatte, dass man Empathie auch für technischen Geräten empfinden kann, wurde ich bei Beurteilungen umsichtiger.



Ich befasse mich mit der Herstellung von Tönen, im Mix bin ich schwächer. Mit Mastering habe ich gar nichts zu tun, weiß also nicht, ob dort Hardware oder Software für die Kompression bevorzugt werden. Seit die Plugins so gut sind, finde ich Hardwarekompressoren nur in meiner Aufnahmekette sinnvoll und dort sind je nach Signal meine Kriterien gereift.

Bei meinen Instrumenten brauche ich Geschwindigkeit, muss die Bässe erhalten und brauche Einstellungsmöglichkeiten für hohe Transienten (1-7 kHz). Nach meinem Gehör kann das Hardware bei der Aufnahme besser als Plugins. Kürzlich habe ich sogar einen Kompressor mit pre/post EQs und einen anderen mit post EQ ausgestattet – und zwar mit alten saftigen EQs, die im Gegesatz zu den Kompressoren wirklich Klang, aber auch einen Relais-Bypass haben. Jetzt kann ich mehr oder weniger neutral komprimieren oder, was ich öfter mache, den gesamten Klang formen. Nur mit Kompressor oder nur mit EQ kann ich das nicht und die einschlägigen Channelstrips sind in den Teilbereichen nicht ausführlich genug.

Die Sache hat sich entwickelt. Ein gestorbener, sehr guter uralter Behringer Kompressor wurde trotz seines wohligen Warmklanges ohne große Feier entsorgt, weil ihm meine Transienten völlig wurscht waren. Einen DBX habe ich verkauft und auf seine inspirierende Lichtorgel verzichtet, weil der woanders komprimiert hat als ich spiele. Einen gestorbenen FMR RNC habe ich nachgekauft, weil die drei hintereinandergeschalteten Kompressoren der "Super Nice" Schaltung so nett zur gezupften Akustikgitarre sind. Auch ein toter BSS DPR bekam einen Nachfolger, weil er erstens sauschnell ist (ähnlich einem Urei) und sich zweitens am Backpanel auf Höhenkompression patchen lässt, was ich für eines meiner Instrumente zu brauchen glaube.



Die Diskussion in diesem Thread bemüht sich redlich, eine allgemeine Antwort auf die Unterschiede zwischen neuer und alter Hardware zu finden. Dieses Ziel halte ich für unerreichbar, denn tatsächlich geht es um Details der Geräte, die Art der Anwendung und die Position in der Kette zwischen Klangquelle und Endausgabe. Ein cremiger Kompressor, der von klirrenden Transienten zerstochen wird, ist falsch eingesetzt. Ein schneller Kompressor, der die Spitzen zähmt, aber Tiefen verzerrt, ist fehl am Platz. Setzen wir die beiden auf jeweils passende Signale, können beide ideal sein.

Ich habe mir für das Kennenlernen von Hardware- und Software Kompressoren einen einfachen Test zurechtgelegt, und zwar die Einstellungsmethode von M. Stavrous "Mixing with your mind". Wenn ich den Kompressor auf einem transientenreichen Signal mit dieser schnellen Methode innerhalb von einer Minute gut einstellen kann, habe ich es mit einem präzisen "Allgemeinkompressor" zu tun und der Rest ist eine Geschmacksfrage. Gelingt der Test nicht, dann könnte der Kompressor besondere Eigenschaften haben und wenn er mich interessiert, versuche ich die herauszufinden.



Fazit:
Wenn einer sagt, dass ein Kompressor gut sei und derjenige eine vertrauenswürdige Audioperson ist, gibt das Auskunft über die Qualitätsstufe des Gerätes. Es muss aber immer die Frage gestellt werden: "gut, wofür?"
Es ist ein Brauch von alters her:
Wer Sorgen hat, hat auch Likör!
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Markiman
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Re: Klark Clones werden verramscht

Beitrag von Markiman »

Mensch Peter, das hast Du aber klasse geschrieben, Kompliment! (clap)
Das geht runter wie Öl, welches nicht noch zusätzlich ins Feuer gegossen wurde. Sehr angenehm, objektiv und erhellend!
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Häschen
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Re: Klark Clones werden verramscht

Beitrag von Häschen »

Aufnahme, Mischen, Mastering, Mondlandung, China, Klimawandel, 3. Weltkrieg!
Der Kark Teknik Clone schlägt ja richtig um sich.

Nachdem UREI es nicht geschafft hat, zwei identisch klingende Produkte rauszuhauen und alles was Rang und Namen hat trotzdem auf das Teil schwört und
alle möglichen Pluginhersteller die Sau ins digitale Zeitalter retten wollten, für die, die den Gyraf Lötkolben nicht selber schwingen können, hat sich Behringer heimtückisch mit den Chinesen verschworen,
um dem Kultspielchen ein Ende zu setzen. Ich versteh die Welt nicht mehr.

Gut das wir Heiner hier im Forum haben. Der kann die Katastrophe noch abwenden.
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Markiman
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Re: Klark Clones werden verramscht

Beitrag von Markiman »

Heiner für alle und alle für Heiner!
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kmb
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Re: Klark Clones werden verramscht

Beitrag von kmb »

Ich denke, dass sowohl günstige, als auch teure Hardware einen Nutzen haben kann.
Wer würde dieser Aussage widersprechen wollen?

Was dieser Nutzen ist, wird jeder selbst wissen.
Und wenn es jemandem genügt, dass das Gerät schön anzusehen ist, so what?

Mit dicken Kisten im Studio anzugeben muss sicher nicht mehr erfunden werden ,)

Manchmal habe ich den Eindruck, dass sich der eine, oder die andere bei der Rechtfertigung einer alten, renommierten Marke derart verhalten,
wie man es von religiösen Fundamentalisten annehmen würde. Ok, der Vergleich ist derart stark überzogen, dass ich mich instantan hierfür entschuldige ,)

Leben und leben lassen.
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